A rosa azul de Novalis: Unterschied zwischen den Versionen

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'''A rosa azul de Novalis (Die Blaue Blume des Novalis), Brasilien 2019, 70 Min., Regie: Gustavo Vinagre, Rodrigo Carneiro, mit Marcelo Diorio'''  
'''A rosa azul de Novalis (Die Blaue Blume des Novalis), Brasilien 2019, 70 Min., Regie: Gustavo Vinagre, Rodrigo Carneiro, mit Marcelo Diorio'''  
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Ein Film als Einladung nach Hause: Zwischen Kaffeekochen und schwulen Sex-Dates offenbaren sich in Marcelos Wohnung in São Paulo so beiläufig wie intensiv seine Fetische und Sehnsüchte. Marcelos engste Vertraute scheinen Bücher zu sein. Ganz besonders Novalis´ Romanfragment „Heinrich von Ofterdingen“, dessen Hauptfigur auf der unerfüllten Suche nach einer blauen Blume ist. Auch Marcelo ist ein Suchender und wandelt dabei auf den Spuren seiner ereignisreichen Vergangenheit. Die Kamera beobachtet ihn und fängt seine Erzählungen konzentriert ein, bis ein bloßer Schwenk die Nachstellung einer biografischen Station initiiert. Marcelos Worte stehen nur vermeintlich im Vordergrund. Seine Körperinszenierungen berichten mehr, sie sind performative Speicher von Erinnerungen. Marcelos Wohnung wird zur Bühne seines Lebens – schillernd, kurzweilig, amüsant, ernst und ehrlich. Die Regisseure Vinagre und Carneiro kreieren in ihrer dokumentarischen Inszenierung aus dem geschlossenen Kosmos der Wohnung heraus ein vielschichtiges Universum. A rosa azul de Novalis ist weit mehr als ein offenherziges und intimes Porträt: ein Film wie die Blütenblätter der blauen Blume, zart und betörend zugleich.
Ein Film als Einladung nach Hause: Zwischen Kaffeekochen und schwulen Sex-Dates offenbaren sich in Marcelos Wohnung in São Paulo so beiläufig wie intensiv seine Fetische und Sehnsüchte. Marcelos engste Vertraute scheinen Bücher zu sein. Ganz besonders Novalis´ Romanfragment „Heinrich von Ofterdingen“, dessen Hauptfigur auf der unerfüllten Suche nach einer blauen Blume ist. Auch Marcelo ist ein Suchender und wandelt dabei auf den Spuren seiner ereignisreichen Vergangenheit. Die Kamera beobachtet ihn und fängt seine Erzählungen konzentriert ein, bis ein bloßer Schwenk die Nachstellung einer biografischen Station initiiert. Marcelos Worte stehen nur vermeintlich im Vordergrund. Seine Körperinszenierungen berichten mehr, sie sind performative Speicher von Erinnerungen. Marcelos Wohnung wird zur Bühne seines Lebens – schillernd, kurzweilig, amüsant, ernst und ehrlich. Die Regisseure Vinagre und Carneiro kreieren in ihrer dokumentarischen Inszenierung aus dem geschlossenen Kosmos der Wohnung heraus ein vielschichtiges Universum. A rosa azul de Novalis ist weit mehr als ein offenherziges und intimes Porträt: ein Film wie die Blütenblätter der blauen Blume, zart und betörend zugleich.


''Quelle: Berlinale''
''Quelle: Berlinale''

Version vom 23. Februar 2019, 21:03 Uhr

A rosa azul de Novalis (Die Blaue Blume des Novalis), Brasilien 2019, 70 Min., Regie: Gustavo Vinagre, Rodrigo Carneiro, mit Marcelo Diorio

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Ein Film als Einladung nach Hause: Zwischen Kaffeekochen und schwulen Sex-Dates offenbaren sich in Marcelos Wohnung in São Paulo so beiläufig wie intensiv seine Fetische und Sehnsüchte. Marcelos engste Vertraute scheinen Bücher zu sein. Ganz besonders Novalis´ Romanfragment „Heinrich von Ofterdingen“, dessen Hauptfigur auf der unerfüllten Suche nach einer blauen Blume ist. Auch Marcelo ist ein Suchender und wandelt dabei auf den Spuren seiner ereignisreichen Vergangenheit. Die Kamera beobachtet ihn und fängt seine Erzählungen konzentriert ein, bis ein bloßer Schwenk die Nachstellung einer biografischen Station initiiert. Marcelos Worte stehen nur vermeintlich im Vordergrund. Seine Körperinszenierungen berichten mehr, sie sind performative Speicher von Erinnerungen. Marcelos Wohnung wird zur Bühne seines Lebens – schillernd, kurzweilig, amüsant, ernst und ehrlich. Die Regisseure Vinagre und Carneiro kreieren in ihrer dokumentarischen Inszenierung aus dem geschlossenen Kosmos der Wohnung heraus ein vielschichtiges Universum. A rosa azul de Novalis ist weit mehr als ein offenherziges und intimes Porträt: ein Film wie die Blütenblätter der blauen Blume, zart und betörend zugleich.

Quelle: Berlinale