USA 2016
Dauer: 111 Min.
Regie: Barry Jenkins
mit Mahershala Ali, Alex R. Hibbert, Naomi Harris, Janelle Monae, Ashton Sanders, Trevante Rhodes, André Holland


Emotionaler kann ein Sozialdrama kaum inszeniert werden: In „Moonlight“ erzählt Regisseur Barry Jenkins die Geschichte eines Jungen, der schwarz und schwul ist. Die Handlung selbst ist unspektakulär erzählt. Diese Mischung hat dem Film auch den Oscar für den Besten Film beschert.

Mit der Auszeichnung als Bester Film auf der Oscar-Gala 2017 kommt ein Film in die deutschen Kinos, dessen Handlung sich so unspektakulär erzählt wie die Wirkung der Geschichte hoch emotional ist. Für gerade einmal 1,5 Millionen Dollar hat Barry Jenkins ein nie aufgeführtes Theaterstück in drei Akten für die große Leinwand aufgearbeitet.

Wobei sich die Akte in drei Lebensalter des schwarzen Jungen Chiron gliedern, der als vernachlässigter Sohn einer drogenabhängigen Mutter (Naomi Harris) mit dem Spitznamen Little (Alex R. Hibbert) die Leinwand betritt. Er hat viel Zeit und Neugier und beobachtet er das Treiben in seinem Viertel, das vor allem aus Gewalt besteht. Die Mitschüler mobben den kleinen auf grausame Weise und über schon mal ihre zukünftige Existenz als Drogendealer auf der Straße. Dort sorgt Juan (Mahershala Ali) für die Einhaltung der Regeln. Als er den kleinen Little in Not sieht, wird er zu seinem Beschützer und gemeinsam mit seiner Frau (Janelle Monae) auch sein Erzieher. Schon diese Konstellation lässt aufmerken, denn so einen vernünftigen und verständnisvollen Drogendealer haben wir auf der Leinwand noch nicht gesehen, aber auch noch nie solch eine solch verzweifelt-liebevolle Crackmutter. Das Interesse und die emotionale Beteiligung des Zuschauers an dieser ungewöhnlichen Geschichte aus dem Erwachsenwerden eines schwarzen Jungen ist groß und er wird auch durch den Fortgang nicht enttäuscht. Intimes Porträt eines Jungen

Ohne Übergang ist Chiron dann einfach sieben Jahre älter. Er macht erste sexuelle Erfahrungen mit seinem Schulfreund Kevin (Jharrel Jerome) und erlebt die Hölle in einer Schwulen-hassenden Gemeinschaft. Wieder ein Sprung und Chiron ist in die Fußstapfen seines großen Vorbildes Juan getreten. Jetzt verkauft er selbst Drogen, hat es weit gebracht als aufgepumpter Gangster. Selten besucht er seine Mutter, die in einem Heim den Entzug geschafft hat und dort in der Abgeschiedenheit ihr bescheidenes Leben führt. In diesen Szenen und in dem erneuten Zusammentreffen mit seinem Freund Kevin konzentriert der Film all seine Poesie und intensive Emotionalität.

„Moonlight“ ist kein karg oder naturalistisch inszeniertes Sozialdrama, sondern ein mit allen filmischen Mitteln (selbst Geigen im Soundtrack) ausgestattetes und trotzdem intim bleibendes Porträt eines Jungen, der sonst vom Kino unbeachtet erwachsen wird.

Quelle: Hannelore Heider in Deutschlandradio Kultur